In Homers Odysse wird ein hölzernes Pferd erwähnt, welches die Griechen als List benutzen, um die Mauern der Festung von Troja zu überwinden. Gestaunt haben mussten die Trojaner reichlich, als dieses trojanische Pferd plötzlich da vor ihnen stand. Wohl ohne sonderlich zu wissen, dass sich darin eine ganze Reihe von Soldaten befand, die Nachts aus dem hölzernen Pferd herauskletterten, um die Tore Trojas von innen für die griechische Armee zu öffnen.
Vielleicht nicht ganz unähnlich werden derzeit von Fernost eine ganze Reihe von hochkarätigen Geschenken an eine bestimmte Region in Europa dargebracht. Bereits
in 2022 gab es für die meisten recht unbeobachtet eine Reihe von ungewöhlichen Sachverhalten mit weitreichenden Auswirkungen um TSMC, den unangefochtenen Weltmarktführer aus Taiwan für modernste Halbleiter-Chips.
Das Unternehmen aus der Nähe von Taipeh und einige andere ihm angegliederte Firmen in Taiwan sind der patentierte Ursprung von satten 90% der weltweit neuwertigen Halbleiter-Chip-Produktionen mit kurzer Lebensdauer. Im Jahr 2021 betrug der Gesamtumsatz von TSMC 67 Milliarden Euro, die Top-10-Kunden des Unternehmens sind dabei 70% US-amerikanische Unternehmen. Halbleiter sind so etwas wie ein zweites Erdöl für die globale Wirtschaft geworden, ohne diese hochkomplizierten schwarzen Käfer voll mit Rechenleistung und Elektronik würde heutzutage kaum noch etwas funktionieren.
Das Paket für die Halbleiterfabrik in Sachsen ist enorm, TSMC verpflichtete sich, insgesamt gut die Hälfte des 10 Milliarden Euro Pakets zu übernehmen, die deutsche Regierung gab mit 5 Milliarden die zweite Hälfte als Subvention hinzu.
Aufgrund der Abhängigkeit fast der gesamten US-Wirtschaft von TSMCs Halbleiterpatenten ist Taiwan deshalb von strategischem Interesse für eine jegliche US-Regierung.
Überraschend besuchte die damalige Sprecherin des US-Kongresses Nancy Pelosi im August 2022 die taiwanesische Insel, die nicht weit vom chinesischen Festland liegt. Pelosi
sprach auch direkt mit Taiwan Semiconductor Manufacturing Company's Vorstandschef Mark Liu über das damals gut zwei Wochen zuvor verabschiedete, sogenannte CHIPS Gesetzpaket. In dem neuen US-Gesetz wurde vereinbart, dass Halbleiter, die nicht in den USA patentiert worden sind, in Zukunft mit hohen Zöllen belegt werden könnten - eventuell auch solche, die in elektronischen Geräten verlötet wurden.
TSMC reagierte schnell, eine deutsche Delegation besuchte unmittelbar in den Monaten danach zweimal die taiwanesische Insel. Auch Gespräche mit Japan wurden aufgenommen und etwa ein Jahr später verkündete man neben dem Bau einer großen Halbleiterfabrik in Japan auch den einer TSMC-Produktionsstätte
in der Nähe von Dresden. Das Paket für die Halbleiterfabrik in Sachsen ist enorm, TSMC verpflichtete sich, insgesamt gut die Hälfte des 10 Milliarden Euro Pakets zu übernehmen, die deutsche Regierung gab mit 5 Milliarden die zweite Hälfte als Subvention hinzu. Das Joint Venture wird
zu 70% von TSMC gehalten, Bosch, Infineon und NXP halten jeweils 10% der Anteile.
Obwohl TSMC wohl Regierungsvertreter in einem subtropischen Amazonas-Gebiet leicht überzeugen könnte, eine wohltemperierte Halbleiterfabrik mit Anbindung an beste Infrastrukturen aufzubauen, kündigte man bei TSMC in 2024 an, nicht mehr nur die Region um Dresden mit Mega-Investitionen zu beschenken, sondern gleich das gesamte weitere europäische Gebiet herum ebenso. Die Dinge um und mit TSMC werden somit nun komplizierter oder auch hölzener, durchaus einem trojanischen Pferd vergleichbar, was eine etwas erweiterte Sicht benötigt.
Sowohl die tschechische Regierung in Prag, als auch die polnische in Warschau rollten ziemlich schnell nach dem Dresdner-Deal den roten Teppich für TSMC aus, man ist mit der Absicht, eine ganze europäische Region mit dem Schwerpunkt Halbleiterentwicklung aufzubauen, weit vorangeschritten. Besonders die polnische Regierung tut derzeit alles nur erdenkliche, um sich einen Vorteil für die Entwicklung von Halbleitern insbesondere für den Automobilbereich in deren Land zu schaffen.
Mitte Juni 2024 gab es länger vorbereitete Events um Taiwan und Halbleiter in Berlin, dies auch mit taiwanesischen Delegationen aus dem FinTech- und IT Bereich, die unmittelbar Zugang zu Regierungsvertretern in mehreren Ländern Europas erhielten. Zeitgleich wurden große Presseberichte direkt aus Warschau im taiwanesischen Fernsehen verbreitet, in denen die Vorteile der polnischen Region markant hervorgehoben wurden. In solchen Berichten heisst es, Zitat,
"Polen verfügt über eine starke industrielle Basis und engagierte Arbeitskräfte. Die Regierung ist zuversichtlich, dass diese Faktoren in Verbindung mit der strategischen Lage in Europa das Land zu einem idealen Ziel für Halbleiterinvestitionen machen werden".
Polen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Halbleiterhauptstadt Europas zu werden, sucht aktiv die Zusammenarbeit mit Taiwan, einem weltweit führenden Land in diesem Bereich. Die ehrgeizigen Pläne werden durch großzügige staatliche Subventionen und eine fleißige polnische Bevölkerung beflügelt... Wir sind entschlossen, Polen zu einem Zentrum für die Halbleiterherstellung zu machen. Wir bieten attraktive Subventionen und qualifizierte Arbeitskräfte, um führende Unternehmen der Branche anzuziehen.
Taiwanesischer
Pressebericht aus Warschau, 13. Juni 2024
In Gesprächen mit TSMCs Top-Management bot man Mitte Juni 2024 von polnischer Seite an, dass die Höhe der staatlichen Subvention für geplante TSMC-Halbleiterproduktionsstätten
"jederzeit verhandelbar" sei, durchaus einem Blankoscheck ähnlich. Polnische Regierungsvertreter flogen einige Wochen zuvor nach Taiwan, um dort wie die Deutschen zuvor für TSMCs Investionen zu werben. Erste Labors und kleinere Unternehmen verbunden mit TSMC sind in Polen bereits gegründet worden. Ähnliche Worte kommen ebenso aus Prag und selbst aus Vilnius, auch dort ist man an einer Zusammenarbeit besonders bei der Herstellung der nächsten Generation von speziellen Halbleitern für die künstliche Intelligenz interessiert. Genau diesbezüglich werden auch die ersten Studenten aus der Region Dresden und Berlin Ende 2024 für einige Zeit nach Taiwan gehen, um sich dort an dem so wichtigen und essentiellen Knowledge-Transfer zu beteiligen.
Mit Dresden, Warschau und Prag soll laut Plänen von TSMC und der EU zeitnah ein Halbleiter-Dreieck entstehen, dass nicht nur ökonomisch gesehen wichtige Impulse setzen soll und wird. Durchweg positive Nachrichten zur wirtschaftlichen Stärkung einer ganzen multinationalen Region, würde man meinen, gäbe es nicht weit entfernt von diesem Halbleiter-Dreieck derzeit einen schlimmen Krieg. Keine 800 km von Warschau lieg Kiev in der Ukraine, Raketen und Bomben flogen vor nicht allzu langer Zeit auch schon mal nach Lemberg ca. auf gut der Hälfte der Strecke liegend, keine 4 Autostunden entfernt. Vor diesem Hintergrund ist das beabsichtigte Halbleiter-Dreieck auf einmal nicht nur ein gigantischer ökonomischer Impuls, sondern könnte eventuell zu einer unsichtbaren Bermuda-Dreieck-Waffe gegen Russland werden, so muss man den Planern und Ideengebern des TSMC-Halbleiter-Dreieck in Nah-Osteuropa zumindest unterstellen.
Eine gewisse Mitsprache bei all den dreiecklichen Halbleitergesprächen könnte man zumindest theoretisch ebenso der US-Regierung, sowie der NATO-Führung unterstellen. Eine so wichtige Region wie das kommende High-Tech Zentrum um Dresden, Warschau und Prag ist natürlich auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln militärisch zu beschützen. Wie eine unsichtbare Dreiecks-Festung kann und würde eine nordwestliche Ausweitung des ukrainischen Konflikts in Richtung EU den europäischen Bevölkerungen leicht als Grund für neueste Waffen und Soldaten zum Schutz der kritischen Halbleiter-Industrie dort verkauft werden können.
Weit in Fernost sorgt man sich dazu in Taipeh schon länger um eine politische und wirtschaftliche Vereinnahmung durch das übermächtige Peking. Einziger Garant für eine weitere Unabhängigkeit der kleinen, aber halbleiter-mächtigen Inselnation Taiwan sind die USA und deren globale militärische Übermacht.
Wurde also gar nicht so unähnlich dem trojanischen Pferd der Griechen den Europäern im Auftrag der USA womöglich ein riesiges Geschenk durch TSMC dargebracht ?
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Dieser Artikel wurde vollständig verfasst und geschrieben von Martin D., akkreditierter, unabhängiger, investigativer Journalist aus Europa. Er arbeitet nicht für ein Unternehmen oder eine Organisation, das/die von diesem Artikel profitieren würde, er berät solche nicht, besitzt keine Anteile an diesen und erhält bis dato auch keine finanziellen Mittel von solchen.
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