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Grand Vision Trust
Über einen Wirecard Bankdirektor und Beziehungs-Management
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Zeugenvernehmung des ehemaligen Wirecard Bank Direktors Rainer Wexeler vom 24. April 2024 im Münchener Stadelheim-Gerichtssaal.
Stadelheim-Gerichtssaal.

Die hier aufgeführten Sachverhalte garantieren nicht für ein vollständiges Protokoll der Vernehmung, sie dienen der detaillierten Einsicht in die Vernehmung von Wirecard Zeugen. Aufgrund der komplexen und manchmal verbal zügig vorgetragenen Fragen und Zeugendarlegungen könnten sich kleinere Fehler eingeschlichen haben. Bitte kontaktieren Sie uns unter news@sun24.news, sollten Sie Verbesserungen haben oder wichtige Erweiterungen vorschlagen können.


Der ehemalige Chef der Wirecard Bank Rainer Wexeler wurde bereits am 22. April 2024 zum ersten Male befragt, es folgte zwei Tage später eine wesentlich interessantere und zumeist ignorierte Vernehmung des ehemaligen Chefs der Wirecard Bank, über den derzeit praktisch kein einziges Foto im Internet zu finden ist.

Wexeler wurde über die Prüfer von EY befragt. Besonders der EY-Prüfer für Wirecard mit Namen Wörthmann wurde von Wexeler als ausgesprochen "aussen vor" betrachtet. EY habe laut Ansicht von Rainer Wexeler durchaus "streng" geprüft, doch die Verhaltensweisen von Wörthmann waren auffällig, seien teilweise eine "Katastrophe" gewesen, Unterlagen wurden nicht revidiert, Sachverhalte wurden von diesem überzogen, es gab kein Abschlussgespräch, es sei "ziemlich chaotisch" gewesen speziell mit Wörthmann.

Wexeler musste soweit gehen, Wörthmann mindestens einmal zu drohen, dies im Zusammenhang mit Jahresberichten.
Eine Email vom 17. April 2019 wird auf den Diaprojektor geworfen, darin stehen die schriftlichen Darlegungen von von Erffa, Zitat, "ich empfehle den Herrn [Wörthmann] rauszuwerfen, ihm Hausverbot zu erteilen und die BaFin zu informieren, eine Prüfung mit den Herrn wird sowieso nicht zu einem guten Ende kommen".

Es wurde kurz eine Kreditvergabe an Accomodeo erwähnt.
Wexeler wurde kurz über den Wirecard Partner Edison Group befragt, einen IT Servicedienstleister, mit welchem man in 2019 eine Partnerschaft einging. Wexeler teilte mit, er hatte das dazugehörige Gutachten von KPMG für eine Kreditvergabe nicht akzeptiert, das Gutachten sei für ihn "nicht werthaltig" gewesen.

Der Richter fragte an, ob Wexeler gewusst habe, dass Oliver Bellenhaus im Vorstand der Edison Group gewesen ist. Wexeler sah das "etwas irritierend" an, er ordnete dies so ein, dass er Bellenhaus' Vorstandstätigkeit bei Edison damals als "Aufsichtsfunktion" ansah.

Wexeler hat das Gutachten auch an die Bundesbank und die BaFin weitergeleitet. Dort hat man, Zitat, "nichts unternommen".

Es gab offenbar eine Nachfinanzierung der Edison Group seitens Wirecards über 5 Millionen. Bezüglich der Kreditvergabe war auch hier Wexeler in Kontakt mit Oliver Bellenhaus, dieser sei "IT Freak, der kannte die Entwicklung des speziellen Chips", welchen man für Wirecard spezifische Geräte mit Edison entwickeln lassen wollte. "Ich war von diesem Produkt überzeugt", so Wexeler.

Der Richter geht darauf ein, dass man bei Wirecard eine Software für den exakt gleichen Betrag habe kaufen wollen dort, dass sei doch auffällig. Wexeler korrigiert und bestätigt nachdrücklich und glaubhaft, dass dies in der Tat zufällig war, man habe eine Computerchip-Entwicklung finanziert. Die entsprechende Bürgschaft kam erst hinterher, zudem wurde die Software offenbar nicht wirklich gekauft, diese war kurz vor Fertigstellung bei Wexelers vorzeitigem Ausscheiden von Wirecard.
Der Richter befragt Wexeler nun bezüglich der Beziehung zwischen dem ehemaligen CFO Ley und Henry O'Sullivan. Wexeler wusste nicht viel zu sagen über die persönliche Beziehung zwischen den beiden, O'Sullivan wurde laut Wexeler von Jan Marsalek vorgestellt. Ley und O'Sullivan haben sich für Kredite an Unternehmen stark gemacht, besonders im asiatischen Raum. So z.B. Anfang 2016, wo es um einen Kredit über 10 Millionen Euro ging (oCap), Ley kam diesbezüglich auf Wexeler zu.
Wexeler wird danach bezüglich seines eigenen Vertrag bei Wirecard befragt. Wexeler: "Ich hatte einen 3-Jahresvertrag, der am 31.12.2016 endete", dieser wurde automatisch verlängert wenn nicht Monate vorher gekündigt wurde. Zunächst für alle 2 Jahre, dann später im Dreijahresrhythmus.

Wexeler sagt, er habe sich vor einer seiner Vertragsverlängerung mit Wulff Matthias im Aufsichtsrat besprochen und um eine Gehaltserhöhung gebeten, "ich leistete viel und mein Gehalt war im Vergleich zu dem bei anderen Unternehmen eher niedrig".

Der Richter fragt, wieviel er denn haben wollte. "330.000,00 Euro, zuvor hatte ich ein Jahresgehalt von 240.000,00", antwortet Wexeler. Ziemlich viel im Vergleich zu dem, was Herr von Erffa verdiente, meint sogar der Richter.
Sein Antrag auf Gehaltserhöhung wurde vom Aufsichtsrat Wulff Matthias zunächst nach persönlichem Gespräch zugestimmt. Nach Rücksprache mit dem Vorstand kam Matthias dann aber auf Wexeler zurück und meinte, "nee, so geht das nicht", was Wexeler überraschte und nicht verstand. Danach seien seine Kontaktanfragen von Wulff Matthias ignoriert worden, der Aufsichtsrat sei "abgetaucht".

Schliesslich habe Wexeler seine Kündigung fristgerecht Monate vor Ende seines Vertrages eingereicht. Worauf Wulff Matthias ihn dann endlich anrief und fragte, "was das jetzt nun soll". Es wurde ein neuer Vertrag vorbereitet, dem man Wexeler zeitnah zukommen ließ. Darin aber waren die Zahlen nicht angepasst und auch sonst sei seine alte Adresse darauf zu sehen. Als Wexeler sich weigerte, den Vertrag zu unterzeichnen, stand Ley in seiner Tür und ging auf Wexelers Forderungen zunächst ein.
Der Richter fragt nun Wexeler, was letztlich der Grund dafür war, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde. Wexeler teilt mit, dass er darüber nur mutmassen könne: er habe auch der Bundesbank gegenüber angegeben, dass er Kredite angeblich nicht so vergeben habe, wie es von Seiten der AG gewünscht war.

Wexeler gibt ebenso an, dass er nach der oCap Angelegenheit plötzlich mit Vorwürfen von angeblichen sexuellen Belästigungen konfrontiert wurde. Im Januar 2018 habe er deshalb von der Wirecard AG eine sog. Missbilligung schriftlich erhalten, dies sei alles um die Zeit gewesen, als wenig später im März 2018 ein Kredit für die Al-Alam in Dubai von ihm abgelehnt wurde.

Wexeler habe geklagt gegen die Missbilligung, seine Klage hatte Erfolg (!), was er durchaus überzeugend hier vor Gericht darlegt. Die Missbilligung musste widerrufen und aus den Akten gestrichen werden. Danach sei ihm jedoch klar geworden, dass es angesichts der Nachstellungen wohl keinen neuen Vertrag mehr für ihn geben werde.

Der Richter fragt Wexeler danach, was er jetzt machen würde. Antwort: "Ich bin im Ruhestand".
Wexeler wird danach bezüglich den Dynamiken zwischen den Finanzchefs von Knoop und Ley befragt. Er habe von Knoop nicht wirklich als CFO gesehen, er hatte den Eindruck, dass Burkhardt Ley weiter als solcher agieren würde nach dessen Abgang Anfang 2018. Wexeler habe auch nie wirklich verstanden, wie von Knoop in die Finanzchef-Position gelangt ist.

Ob von Knoop ein Ja-Sager gewesen sei, wird Wexeler jetzt von der Staatsanwaltschaft von der rechten Gerichtsseite aus gefragt. Wexeler antwortet, dass von Knoop "gegenüber dem Vorstand selten einen Gegenpart eingenommen habe", von Knoop sei kaum kritisch gewesen, er konnte sich auch nicht gegen von Erffa durchsetzen, so Wexeler.

Ob von Knoop eine Marionette gewesen sei ? "In erster Linie", so Wexeler, konstruktive Kritik war bei ihm Mangelware. Beim Kredit über 100 Millionen habe von Knoop ihm z.B. auch nicht gesagt, dass er den nicht unterschrieben habe, was Wexeler "nicht fair" fand.
Der Richter ist mit seiner Befragung mehr oder weniger beendet, die Staatsanwaltschaft übernimmt nun weitestgehend. Wexeler wird bezüglich eines Kredites an Senjo Trading über 30 Millionen befragt. O'Sullivan war hier einer der Multiplikatoren.

Ob er einen gewissen Shanguatanahm (oder ähnlich) kennen würde in diesem Zusammenhang. Wexeler verneint, worauf sich der vorsitzende Richter erneut meldet und sofort penibel darauf hinweist, dass Wexeler diese Person aber bei seiner Aussage im Berliner Untersuchungsausschuss kannte. Wexeler sagt glaubhaft und mit Nachdruck, "sorry, ich saß da vier Stunden im U-Ausschuss, das war 2021, also vor - was - drei Jahren".
Die Staatsanwaltschaft befragt Wexeler nun bezüglich des oCap Darlehens. Es wird eine Email von November 2017 auf den Projektor geworfen, in welcher Wexeler die Finanzchef von Knoop und Ley mit Fragen zum Kreditantrag konfrontiert. Darin heisst es u.A.:

1. Wie funktioniert deren Blockchain Plattform
2. Wie prüft oCap die Vergabe von Darlehen
3. Welche Acquierer erhalten Darlehen von oCap, in welcher Höhe
4. Welche PSP (Payment Service Provider) erhalten Darlehen von oCap
5. Welche Sicherheiten verlangt oCap von Kreditnehmern
6. Wie wird eine Bilanzwirksamkeit vermieden
7. Welche Sicherheiten erhält die Bank
8. Umfirming Umfirmung von Senjo Trading in oCap nicht aktenkundig
9. Wie ist der Gewinnabführungsvertrag von oCap mit Lora Ltd. gestaltet

Wexeler erläutert weiter, dass es eine Riskoaufteilung zwischen der Wirecard Bank und der AG gab, die lag bei 70% / 30%.
Wexeler erklärt überraschend weiter, dass er mehrfach Berater von Deloitte eingebunden hatte, damit waren neben EY, KPMG und McKinsey, letzter beauftragt durch den Aufsichtsrat, insgesamt alle 4 großen Consultingfirmen bei Wirecard am Werk. Deloitte hatte Wexeler eine Verwendung von Treuhandkonten vorgeschlagen, es gab einen Auftrag an Deloitte in 2018, eine weiteren bezüglich Unterstützung für die Bank bei einer Bürgschaft in 2018.
Der Staatsanwalt befragt jetzt Wexeler bezüglich der Risikobewertungen und dem Ratingsverfahren bei der Wirecard Bank. Er erhält dafür klar ersichtlich für alle eine Lehrstunde von Wexeler erteilt. Der Staatsanwalt reitet länger auf Geschäftsabläufen herum und will offensichtlich etwas herausfinden, was es nicht geben kann. Wexeler erklärt ruhig und sachlich die entsprechende Prozesse bei der Bank.

Dies setzt sich fort, als man über die Bewertung von Krediten für Partner spricht, die nicht auf historischen Gewinn an sich, sondern aufgrund teils neu zu schaffender Märkte auf zukünftige Gewinnerwartungen projeziert wurden. Der Richter klinkt sich in die Staatsanwaltschaft ein, es ist klar ersichtlich für Außenstehende, dass die juristischen Vertreter Probleme mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen haben, aus denen das gesamte Silicon Valley und eine Vielzahl der derzeit größten Unternehmen auf der Welt entstanden sind.
Wexeler erklärt auch, dass oCap letztlich ein Payment Service Provider wie Wirecard war. Er eruierte bezüglich des oCap Darlehens bilanzneutrale Fonds-Lösungen, um Liquidität und das Eigenkapital der Bank zu schonen. Alternative Kreditvorgaben wurden diesbezüglich auch besprochen.

Wexeler legt klar und deutlich dar, dass es für Kreditvergaben keine geregelten Prozesse innerhalb der Bank gab, die den Vorstand der AG mit einbanden. Somit erfolgten Kreditvergaben weitestgehend autarkt durch die Wirecard Bank.

Dies wird durchaus bestätigt durch eine Email von Stefan Klestil vom 16. Dezember 2017. In dieser fragte der stellvertretende Aufsichtrats-Vorsitzende Wexeler an, Zitat, "wozu brauchen wir oCap überhaupt ?"
Bizarr wird es, als der anwesende Staatsanwalt Wexeler mit einer seiner Email-Konversationen an oCap Mitarbeiter Häuser konfrontiert. Darin beschreibt Rainer Wexeler das Tilgungsverhalten von oCap als, Zitat, "weitestgehend störungsfrei". Der Staatsanwalt fragt mehrfach nach, wie man dies angesichts Ratenzahlungsverzögerungen bei oCap so definieren könne.

Wexeler beharrt mehrfach und überzeugend darauf, dass oCaps Tilungsverhalten für ihn weitestgehend störungsfrei gewesen sei. Der vorsitzende Richter klinkt sich nun in das Ping-Pong-Spiel zwischen Staatsanwalt und Wexeler ein und beginnt, laut in das Gerichtsmikrofon zu brüllen.
In durchaus skurriler Weise erniedrigt der recht junge Richter den erfahrenen Wexeler und brüllt diesen an, Zitat, "es langt jetzt, sie wiederholen sich immer wieder, das ist doch nicht als störungsfrei zu bezeichnen das Tiligungsverhalten". Der Richter droht Rainer Wexeler abschliessend: "Sie reissen sich jetzt hier zusammen und beantworten die Fragen richtig, SONST KRIEGEN SIE RICHTIG ÄRGER ! ICH KANN AUCH ANDERS !"

Wexelers verfahrensbevollmächtigter Rechtsanwalt sitzt direkt neben ihm. Dieser greift unverständlicher Weise nicht ein einziges Mal ein, Wexelers Anwalt bleibt die gesamte Zeit über vollkommen still und regungslos. Es knistert danach im Gerichtssaal. Wexeler holt kurz Luft und antwortet weiter ruhig und überzeugend: "Nun, ich habe vollstes Verständnis für die Sichtweise von Herrn Häuser".
Wexeler erläutert, wie man sich Ende Juni 2017 im Käfer-Restaurant getroffen habe um die Sicherheiten bezüglich des oCap Kredites mit Häuser zu besprechen, der ab April 2017 bei oCap anfing. Man habe von Seiten der Wirecard Bank oCap bewusst eine Anlaufzeit von 3-4 Monaten gegeben, da es sich um ein neues Geschäftsmodell handelte. Tilgungsraten wurden somit bewusst von der Wirecard Bank hinausgezögert, dies aus dem FinTech-Geschäftsumfeld von oCap heraus.

Im Sommer 2017 wurde an Wexeler dann herangetragen, das Darlehen zu prolongieren. Wexeler schaute in die Bilanzen und ihm wurde sofort klar, "dass das nicht geht". oCap habe eine Bürgschaft von Lora, Ltd. erhalten, Wexeler schaute sich auch die Bilanzen von Lora, Ltd. an und lehnte es ab, weitere Darlehen bereitzustellen. Er wollte die Bürgschaft beenden, den Kreditrahmen sah er als "ausgelutscht" an. Die Staatsanwaltschaft versucht diesbezüglich mehrfach nun, Wexeler einzureden, dass er statt in die Bilanzen von Lora Ltd. in die von Delphinium eingeschaut habe. Wexeler verneint mehrfach klar, deutlich und selbstbewusst.
Der anwesende Staatsanwalt fragt nun auf Wexeler ein, warum er in 2019 dann nochmal die Darlehen für oCap trotz seiner kritischen Einschätzungen zuvor verlängert habe. Der Staatanwalt befragt mehrfach Wexeler, ob die Nennung der Swiss Life als neuer Partner/Investor von oCap dessen Verhalten beeinträchtigt habe. Wexeler verneint dies, Swiss Life habe keinen sonderlichen Einfluss auf seine Entscheidungen gehabt.

Der ehemalige Wirecard Bankchef erklärt durchaus überzeugend, dass es letzlich eine einzige Zahlungsverzögerung beim oCap Kredit gab. Diese war mit 400.000 Euro zwar nicht gering, aber mit etwas zeitlicher Verzögerung wurde die Rate letztlich bezahlt. Wexeler erklärt mehrfach deutlich, dass es innerhalb der Wirecard Bank die Regelung gab, bei einer oder zwei Zahlungsverzögerungen das Tilgungsverhalten eines Kredites trotzdem weiterhin als "weitestgehend störungsfrei" zu bezeichnen.
Der anwesende Staatsanwalt findet das nicht gut. Auch der Richter wird wieder laut, beide versuchen Wexeler dessen jahrelange eigene Regelung innerhalb der Wirecard Bank nun rückwirkend auszureden und in die kriminelle Ecke zu drücken, teils mit latenten Drohungen. Wexeler bleibt überzeugt und standhaft, er sagt "störungsfrei bezieht sich nur auf die vereinbarte Kreditleistung".

Es geht weiter, der Staatsanwalt will nun Druck auf Wexeler machen, indem er ihm aufzeigt, dass Wexeler im April 2019 den Aufsichtsrat einbezogen habe, der AR wäre zustimmungsbedürftig bei Vergabe von Krediten über 10 Millionen Euro. Wexeler teilt mit, dass 10 Millionen gerade genau die Grenze für eine Hinzunahme des AR war, man bei der AG offenbar weitere oCap-Engagements hinzufügte, so dass man oberhalb von 10 Millionen lag und der AR nun unterzeichnungspflichtig war.
Weiter geht es, indem man Wexeler nun von Seiten der Staatsanwaltschaft vorwirft, er habe sich offenbar keine sonderlichen Gedanken gemacht, als es 2018 einen Gewinneinbruch bei oCap gab. Wexeler kehrt die Attacke in Aikido-Manier um, er legt dar, dass dieser Gewinneinbruch aus einem vollständig geänderten Geschäftsmodell bei oCap heraus resultierte.

Er erklärt für Schulkinder verständlich, "wenn sie zuvor mit dem Verkauf von Erdöl $100 Millionen Umsatz machten und nun auf die $100 Millionen lediglich eine 3%ige Gewinnmarge auf Transaktionen dieses Erdöls erzielen, welches sie zuvor komplett verkaufen konnten, bricht ihr Gewinn auf dem Papier erst einmal ein".

Der Staatsanwalt meint, er kenne das schon, aber 80% Gewinneinbruch sei in Kreditvergaben zu berücksichtigen. Wexeler fixiert den Staatsanwalt und antwortet: "weil das Geschäftsmodell vollständig geändert wurde, es war keine Frage der Umsatzerlöse".
Die Verteidigung von Dr. Braun übernimmt jetzt und beginnt die Befragung mit der Prolongation von Darlehen, sowie der Risikobewertung. Wexeler erklärt genauer wie das Rating ablief. Dies wurde weitestgehend automatisch durch das Controlling und das Risk Management mit Daten gefüttert, das Rating ist natürlich nicht unterschreibungspflichtig gewesen.

Nach Durchführung des Ratings erhielt er eine Kenntnisnahme. Dem Vorstand der Wirecard AG wird naturlich dabei nicht alles vorgelegt, was in der Bank passierte oder bewertet wurde. Dies sei eine falsche Vorstellung, so Wexeler.
Wexeler wird jetzt zu seiner Beziehung zu Abdullah Turki durch Dr. Brauns Verteidigung befragt. Er habe "guten Kontakt zu Turki", telefoniere vielleicht 2 mal im Monat mit ihm, meist Anruf nach Jordanien. Derzeit sei dies schwierig wegen der Situation in Israel, Telefonate nach Jordanien über WhatsApp seien derzeit nicht möglich. Ob er mit Turki über das Verfahren hier gesprochen habe ? Weniger, den einen oder anderen Zeitungsartikel habe er geschickt. Geschäftlich habe er mit Turki lediglich über die Bank zu tun gehabt.
Am 27. August 2019 habe es eine eindeutige Verbesserung des oCap Ratings gegeben, dies nach einem Besuch bei oCap. Wexeler erklärt, dass man ein Ratingtool genutzt habe, welches von der BaFin genehmigt worden ist - dies wurde jährlich aktualisiert. Wenn der Jahresabschluss da ist, wurden rechnerische Prozesse angestossen, quantitative Faktoren fliessen mit ein. Wexeler hatte keinen Einfluss darauf, dies war weitestgehend automatisiert. Wenn so eine Rating-Verbesserung stattfand, "habe ich wenig Zweifel daran", so Wexeler.
Wexeler wird nun befragt bezüglich Bargeldauszahlungen an Abdallah Turki, dem späteren Eigentümer von Edison Group, die in 2022 an eine Wexeler unbekannte Firma in Europa für 30 Millionen Euro verkauft worden sei. Wexeler teilt mit, dass es solche Bargeldauszahlungen an Turki gab, an die genauen Details könne er sich nicht erinnern. Turki brauchte manchmal Geld von seinem Konto bei der Wirecard Bank. Er war und ist mit Turki befreundet und half ihm dabei, Bargeld für z.B. Urlaube mit der Familie abzuheben. Das Geld wurde von Treasury organisiert und an Turki mit gezeichneter Quittung übergeben.

In einem Kontoauszug der Wirecard Bank wird Wexeler nun mit einer Überweisung vom 14. September 2015 an Turki konfrontiert. Dort werden Turki 34.000,00 Euro überwiesen. Wexeler sagt, Turki hatte und machte kein Online-Banking, solche Überweisungen angestemmt durch die Wirecard Bank kamen eher selten vor.
Ob Wexeler wisse, wer das Al-Alam Konto eröffnet habe. Wexeler verneint, er habe auch nicht in die Konten der Al-Alam seitens der Bank eingeschaut. Als auf dem Konto bei Al-Alam 200 Millionen Euro und bei PayEasy 800 Millionen Euro eingezahlt wurden, hat man dies eskaliert bei der Bank ? Wexeler verneint weiter, dies seien Überweisungen von außerhalb gewesen.

Dies waren keine einmaligen Einzahlungen, ähnlich wie bei Centurion, so die Verteidigerin. Wexeler teilt mit, dass er nicht über jede Einzahlung informiert wurde, dies seien meist nachvollziehbare Umsätze gewesen. Erst bei Einzahlungen ab 1 Millionen Euro mussten diese überprüft werden. Er habe solche Umsätze größer als 1 Million Euro selbst persönlich gesehen.
Wexeler wird danach über Geldwäscheprüfung befragt. Er teilt mit, dass es bei der Bank eine eigene Geldwäsche-Verdachtsabteilung gab, dort wurden Gefährdungsanalysen durchgeführt, diese waren von EY ge- und überprüft. Anhand gewisser Parameter wurden diese im Banksystem eingestellt, von Mitarbeitern bearbeitet, geklärt, ggf. setzte man sich mit dem Kontoinhaber in Kontakt. Falls der Geldeingang nicht nachvollziehbar war und es zu einer Geldwäscheanzeige kam, wurde das entsprechende Konto geschlossen. Alles in allem ein durchaus umfangreicher Prozess, so Wexeler.
Wexeler wird weiter über Edison Group befragt und deren beauftragte Chip-Entwicklung. Oliver Bellenhaus war für Wexeler der Kreditkartenfachmann, alles was mit Visa und Mastercard zu tun hatte, erledigte Bellenhaus, dieser führte auch die Verhandlungen mit Visa und Mastercard. Bellenhaus war auch der erste Mann im Issueing für Wexeler, er hatte keinerlei Zweifel an Bellenhaus Fähigkeiten.

Abdallah Turki und Oliver Bellenhaus hätten Wexeler zufolge "tief zusammengearbeitet".
Ob Wexeler eine AL-MAWARID (AM) Bank etwas sagen würde, fragt die Verteidigung nun an. Wexeler bejaht, erste Kontakte kamen so um 2008 bis 2009 durch Vermittlung von Oliver Bellenhaus. Initial ging es um eine Festgeldeinlage über 10 Millionen Euro, die man bei der AM Bank tätigen wollte. Dazu sei Wexeler zusammen mit Abdallah Turki in den Libanon geflogen. Man habe mit der Bankeigentümerin gesprochen, sowie mit der Prokuristin. Sein Eindruck der Bank war seriös, die Festgeldeinlage wurde daraufhin getätigt, er war später noch einmal dort. Turki und Bellenhaus kannten sich auch persönlich schon länger, seit 2010 ungefähr.

Wieso man bei verschiedenen Darlehen die Zinssätze geändert habe ? Wexeler gibt an, dass man nach einer verpassten Möglichkeit für einen Geschäftspartner aus "Goodwill" den Zinssatz geändert habe, der Impuls dazu kam von Jan Marsalek.
Wexeler wird gefragt, was eine Schattenbank sei. Wexeler meint, Anleger hätten bei solchen Banken wenig Schutz, weshalb die Einlagen höher sein müssen bei Kooperationen mit solchen Banken. Gab es davon im Libanon mehr als andernorts ? Wexeler antwortet, dass Banken im Libanon automatisch als solche Schattenbanken geflaggt wurden.

Ob ihm eine weitere AM Bank in Malysia bekannt sei, sowie ob er Händler mit Namen Deroche, Allied Wallet kenne ? Eher wenig, was ihm aber noch etwas sagen würde war ein Händler mit Namen 'Grand Trust Vision', dort wurden Zahlungen hin von Abdallah Turki angewiesen.
Wexeler kannte die Familie Cran, Wolfgang Kring sagte ihm ebenso etwas. Zu Jan Marsalek hatte er wenig Kontakt, der war so gut wie nie erreichbar, es gab vielleicht 2 oder 3 Treffen mit ihm im Jahr. Die Verteidigung fragt nun an, wieso Wexeler den Eindruck hatte, dass Jan Marsalek und Dr. Markus Braun ein "ausgesprochen enges Verhältnis" hatten, wie er zwei Tage zuvor im Gericht aussagte, wenn er Marsalek lediglich 2 oder 3 Mal im Jahr gesehen habe.

Wexeler meint hier wenig überzeugend, dass er halt den Eindruck hatte, auf Party's zum Beispiel, auch wenn die beiden nebeneinander standen und miteinander Umgang hatten war dies sein Eindruck. Markus Braun habe laut Wexeler gesagt, Oliver Bellenhaus habe ein "offenes Büro" beim CEO.

Jetzt ist die Verteidigerin durchaus verständlicherweise laut und wirft Wexeler vor, hier falsche und verwirrende Aussagen zu machen. Dessen Darlegungen über Zusammenkünfte mit Marsalek, Braun und Bellenhaus, der zumeist in Dubai war, stimmten nicht überein mit seinen persönlichen Eindrücken der Dynamiken untereinander.
Von Erffas Verteidiger übernimmt danach, er fragt Wexeler ob er Oliver Bellenhaus oftmals gesehen habe. Wexeler antwortet, dass Bellenhaus in Dubai war und er ihn "2019, 2018, 2017 praktisch gar nicht gesehen" habe. Als von Erffas Verteidigung danach weiter nach den persönlichen Beziehungen zwischen Marsalek, Dr. Braun, Burkhardt Ley und von Knoop befragt, klinkt sich der Richter erneut ein, brüllt plötzlich und eher unverständlich wieder in das Gerichtsmikrofon und schreit nun die beiden Verteter der Verteidigung an. Der Richter meint, er habe "eine lange Befragung erlaubt", dies sei jetzt aber genug der subjektiven Wahrnehmungen und Suggestivfragen.

Von Erffas Anwalt wirft danach eine Email von Oliver Bellenhaus von 2019 auf den Projektor. Darin lädt Bellenhaus Rainer Wexeler zum Oktoberfest mit folgendem Wortlaut ein: "Ich feiere am 27. wieder meinen Geburtstag im Käferzelt. Ähnliche Truppe wie letztes Jahr. Kommst Du mit ?". Wexeler meint, er habe keine Erinnerung an die Einladung, auch nicht an die Truppe.
Es wird das Foto einer Mitarbeiterin von Oliver Bellenhaus mit Namen Yasmin El-Kerm auf den Projektor geworfen. Wexeler wird gefragt, ob er sie kennen würde. Nach auffällig kurzem Blick auf die Ausweiskopie mit Foto geht er mit dem Blick unverzüglich zurück zu vErffa und meint: "Nein". Das Gutschein-Projekt sei in der Verantwortung von Herrn Häuser gewesen, da habe es Arbeitsteilung gegeben, da könne er nichts zu sagen.

Von Erffa wirft Dokumente und Email-Konversationen auf, die mit einem Händler mit Namen 'Grand Vision Trust' zu tun haben und fragt Wexeler, ob er, wie es in einer Konversation steht, der "Relationship Manager" für Adballah Turki gewesen sei ? Wexeler verneint etwas irritiert. In weiteren Kontounterlagen steht geschrieben, dass Rainer Wexeler der "Aussendienstmitarbeiter" von Abdallah Turki war. Wexeler ist erneut irritiert und verneint dies.
Wexeler gibt an, dass es "ausschließlich kleinere Beträge von 5.000 bis 10.000 Euro" gewesen waren, die an Turki überwiesen oder ausbezahlt wurden. von Erffas Anwalt listet daraufhin abschliessend mehrere Bargeldbeträge über 40.000,00 Euro auf, die an Turki von Wirecard Bankkonten überwiesen wurden. Wexeler konnte diese nicht identifizieren oder zuordnen.






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Dieser Artikel wurde vollständig verfasst und geschrieben von Martin D., akkreditierter, unabhängiger, investigativer Journalist aus Europa. Er arbeitet nicht für ein Unternehmen oder eine Organisation, das/die von diesem Artikel profitieren würde, er berät solche nicht, besitzt keine Anteile an diesen und erhält bis dato auch keine finanziellen Mittel von solchen.

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