Zeugenvernehmung der ehemaligen Wirecard Personalleiterin Bettina Funk vom 15. Mai 2024.
Die hier aufgeführten Sachverhalte garantieren nicht für ein vollständiges Protokoll der Vernehmung, sie dienen der detaillierten Einsicht in die Vernehmung von Wirecard Zeugen. Aufgrund der komplexen und manchmal verbal zügig vorgetragenen Fragen und Zeugendarlegungen könnten sich kleinere Fehler eingeschlichen haben. Bitte kontaktieren Sie uns unter news@sun24.news, sollten Sie Verbesserungen haben oder wichtige Erweiterungen vorschlagen können.
Bettina Funk war lange Zeit als Personalleiterin bei Wirecard. Sie kam früh zum Unternehmen und war bis 2020 als Personalleiterin tätig. Der Richter zeigt eine Email der Zeugin vor, die er meint entgegen der ansonsten hart am Rande der öffentlichung Diffamierung üblichen Praxis der völligen Offenlegung von jeglichen Emails nun plötzlich lediglich der Verteidigung zur Einsicht vorzulegen. Alle Verteidiger gehen zum Richter und lesen die Email ein, auch die Zeugin liest die Email. Der Richter fordert die Zeugin auf, zu bestätigen, dass die Email die ihrige war. Zeugin Funke Funk teilt mir, sie könne sich nicht erinnern, sie sei "von der Staatsanwaltschaft München darauf verwiesen" worden.
Bettina Funke Zeugin Funk gibt weitere Einsichten bezüglich ihrer ominösen Email, die der Richter entegegen entgegen üblicher Praixs lediglich zur Einsicht offenbart hat. Insbesondere, wenn es um Finanzchef von Erffa geht, für welchen Münchener Justizpresse-Beauftragte offenbar trotz Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit extra die WirtschaftsWoche am zuvorigen letzten Montag herbeizitiert hatten haben für Darlegungen eines Gutachters über Autismus. Bettina Funke Funk derweil erläutert, dass sie selbst, Zitat, "zum Zeitpunkt der Email-Darlegungen psychisch krank gewesen" sei.
Kurz nachdem Bettina Funke Funk von der Staatsanwaltschaft München geladen und interviewt worden ist, wurde sie von mindestens einem Presse-Redakteur belästigt, sie wurde, Zitat, "erpresst, um einem Presseorgan ein Interview zu geben". Sie habe bei ihrem Ansprechpartner bei der Staatsanwaltschaft München angerufen und irritiert dort angefragt, wie der Redakteur an ihre Email gekommen sei. Funke Funk wörtlich: "Die Staatsanwaltschaft wollte mich beruhigen, es wurde mir mitgeteilt, es sei von denen nichts weitergeleitet worden an den Redakteur".
Der Richter gibt kurz danach an, dass er die Email deshalb nicht auf den Projektor geworfen habe, weil dort aufgeführt ist, dass eine Wirecard-Mitarbeiterin angeblich schwanger geworden sei. Ob dies wirklich ernst gewesen sei damals von ihr in der Email, dies sei schliesslich die Sekretärin von Dr. Braun gewesen. Funke Funk teilt mit, sie habe dies von Burkhard Ley mitgeteilt bekommen. Der Richter fragt weiter nach, ob sie die angebliche Schwangerschaft der Mitarbeiterin persönlich von der Betroffenen mitgeteilt bekommen habe damals. Funke: Funk: "Nein".
Der Richter teilt mit, dass sei wenig glaubhaft, sie schreibe ja auch in der vorgelegten Email bezüglich der schwangeren Mitarbeiterin, dass, dass sie, Zitat, sie "das Problem mit Frau X entsorgt habe". Funke Funk antwortet darauf ruhig und gelassen, sie sei "damals psychisch erkrankt gewesen". Der Richter fragt weiter nach, was denn der Anlass dieser "Entsorgung" der Mitarbeiterin damals war.
Funke Funk teilt mit, dass man die betreffende Person im IT-Bereich mit anderen Aufgaben betreuen, ihre Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten in einem IT-Bereich, den sie mit aufgebaut habe, ändern wollte. Dieses Angebot wurde dann von der betreffenden Mitarbeiterin abgelehnt, Bettina Funke Funk meint, sie "glaubt, dass die Mitarbeiterin sich danach dann offiziell als erkankt gemeldet habe".
Der Richter schaut auf einige Dokumente und meint, dass es angeblich und vermeintlich laut Aussagen einiger bei Wirecard weitere intime Vorstands-Verhältnisse mit einer Camilla sowie mit einer gewissen Karina gegeben habe. Der Richter meint, diese seien Dr. Braun angeheftet worden, ob Funke Funk diese Personen kennen und die Verhältnisse bestätigen könne. Die Verteidigerin von Dr. Braun, Therese Krausslach, meldet sich jetzt und fordert den Richter auf, diese Art der Befragung zu unterlassen: "es langt jetzt, sie können gerne frage, fragen, ob die Zeugin die Personen kennt, aber nicht weiter, ob es hier irgendwelche mutmaßlichen Beziehungen gab".
Der Richter fordert dafür einen Antrag, den die Verteidigerin von Dr. Braun unverzüglich mündlich äußert. Das Gericht zieht sich daraufhin zurück und berät hinter verschlossenen Türen über den Antrag für ca. 25 Minuten. Nach Rückkehr wird vom vorsitzenden Richter in rasend schneller Weise der Beschluss vorgelesen, wie es selten zu erleben ist. Es ist unmöglich, diesen Darlegungen in den Presse-Rängen verständlich zu folgen, geschweige denn die rechtlichen Details zu eruieren, oder niederzuschreiben. Es wird im Beschluss anerkannt, dass die Verteidigerin von Dr. Braun die Fragen nach angeblichen Beziehungen von Dr. Braun gerügt habe und ihren Einwand kundgetan hat.
Der Richter fischt und fragt danach ohne sonderliche Hemmungen weiter nach angeblichen Beziehungen Dr. Brauns. Eine davon wurde der Zeugin nicht direkt durch die Betroffene mitgeteilt, sondern über Markus Eichinger, welcher der Vorgesetzter einer der angeblichen Beziehungspartner des Vorstandchefs gewesen war. Funke Funk sei durch Eichinger mitgeteilt worden, dass Dr. Braun angeblich "auf sie die Mitarbeiterin stehen würde", die betreffende Dame "wollte aber nichts von Braun". Ob sie selber ein Gespräch mit der betreffenden Dame gehabt habe?
Funke Funk teilt einer bis auf einigen radikalen Feministinnen im Raum ansonsten durchweg erstaunten Hörerschaft mit, sie habe Eichinger ein persönliches Gespräch mit der betreffenden Mitarbeiterin angeboten und gewartet. Dieses Angebot habe man jedoch "niemals angenommen", ein persönliches Gespräch zwischen Personalleiterin und der betreffenden Mitarbeiterin über diese Sachverhalte gab es nie.
Es gab angeblich ein weiteres Verhältnis mit einer weiteren Wirecard-Mitarbeiterin, auch hier habe die Zeugin lediglich und ausschließlich über das Gerede bei Kaffee und Kuchen im Flurfunk davon etwas erzählt bekommen.
Danach werden durch den Richter eine Reihe von Personalfällen Personalfälle besprochen, die etwas auffällig waren. Einer davon bezog sich auf den Hausmeister, der dafür gerügt wurde, dass er offenbar bestimmte Arbeiten bestellte, um sich selbst "zu bereichern". Frau Görres habe sich angeblich laut Aussagen des Richters mit niemand anderem als dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Markus Braun persönlich der Hausmeister-Sache angenommen, der womöglich noch selbst Hand anlegte, was dann aber im Sande verlief. Zeugin Bettina Funke Funk gibt an, sie habe "das nie verstanden, warum man da nicht nachforschte".
Eine weitere Angelegenheit sei um den Autohändler für Wirecard entstanden. Dort sei es laut Darlegungen des Richters ebenso zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Funke Funk meint, Frau Görres habe hier Kontoauszüge eingefordert, dies sei der Zeugin Bettina Funke Funk "zu wenig gewesen".
Weiter ging es mit einem Sachverhalt um den Geschäftsführer der Wirecard UK & Ireland (WUKI). Dieser habe, Zitat, "mit einer Kollegin in England angebandelt, beide fanden sich attraktiv(!) und hatten einvernehmlichen Sex". Die Dame habe sich dann in ihren deutschen Geschäftsführer verliebt und wollte mehr, er aber hatte Familie und Kinder in Deutschland und wollte die Beziehung beenden. Dazu habe er dann "in Missachtung des Vier-Augen-Prinzips" eine rechtswidrige Kündigung ausgesprochen. Die Compliance- und Rechtsabteilung wurden eingeschaltet. Marsalek teilte der Zeugin und Personalleiterin Funke Funk mit, dass die Beförderung des Geschäftsführers nach, Zitat, "Singapur" ausgesetzt wurde, was diesem dann zeitnah trotzdem zugesagt wurde. Dies verstehe die Zeugin einfach nicht.
Ein weiterer Sachverhalt ergab sich aufgrund der Verhaltensweisen eines Vertriebsmitarbeiters. Dieser wollte eine Gehaltserhöhung, und zwar mehr als ihm zugestanden wurde. Während die Zeugin im Urlaub war, sei dieser Vertriebsmensch in die HR-Payrollbuchhaltung gegangen und habe den Mitarbeitern dort gesagt, sie hätten einen Fehler begangen, man müsse ihm mehr auszahlen. Er habe angeblich laut Aussagen der Zeugin auch eine Kollegin "sexuell genötigt", zudem habe sich ein homosexueller Wirecard-Mitarbeiter in Österreich beschwert, dass er vom Vertriebsmitarbeiter beleidigt worden sei. Marsalek und Braun hätten sich der Sache angenommen und mit dem Vetrieb'ler geredet. Etwas danach habe genau dieser Vertriebsmensch der Zeugin mitgeteilt, er "habe mit Dr. Braun lediglich über seine Vertriebszahlen gesprochen". Dies fand und findet die Zeugin unverständlich.
Der Richter erwähnt eine weitere Angelegenheit um den Abschluss eines neuen Krankenversicherungspaketes durch die Personalabteilung, die man allen Mitarbeitern anbieten wollte. Die Zeugin erklärt, dass von Knoop mit einem gewissen Herrn Moser bei der Allianz befreundet gewesen war. Nachdem man zwei Angebote für eine neue Krankenversicherung durch die Personalabteilung einholte, trat von Knoop an die Zeugin heran und "unterbreitete Ruck-Zuck" mit Nachdruck das Angebot der Allianz AG.
Die Staatsanwaltschaft befragt danach die Zeugin bezüglich des Verhältnisses von Dr. Braun zu Frau Stöckl. Funke Funk teilt mit, dass Dr. Braun "Stöckl schon sehr geschätzt habe", er habe viel von ihr gefordert, ständig neue Pressemitteilungen und Nachrichten über technische Entwicklungen, Stöckl habe sehr unter Druck gestanden. Die Staatsanwaltschaft verliest die Aussagen der Zeugin von vor einigen Jahren, in denen sie gesagt haben soll, Zitat, "Stöckl wurde von Dr. Braun ständig niedergebügelt". Die Zeugin schaut etwas verdutzt und meint, dass halt ein hoher Druck auf Frau Stöckl lag.
Weiter fragt die Staatsanwaltschaft nun an, ob Mitarbeiter öfters einfach in ihren Aufgabenbereichen durch andere umgangen wurden, ob und wer die Anweisungen dazu gab. Frau Stöckl wurde komplementiert durch die Investor Relation Abteilung, dort sei es mal dazu gekommen. Ebenso lies Ley Anfragen an Mitarbeiter öfter umgehen. Frau Görres habe sich bei der Zeugin persönlich in ihrem Büro darüber beschwert, dass Burkhard Ley öfter in ihren Bereich einwirke.
Die Verteidigung von Dr. Braun fragt danach bezüglich Bonuszahlungen für Wirecard-Mitarbeiter. Ob eine Bonuszahlung für eine Mitarbeiterin von Oliver Bellenhaus in Höhe von 12.000 Euro normal gewesen sei? Bettina Funke Funk teilt mit, dass diese Bonuszahlung aussergewöhnlich hoch gewesen sei für eine Assistentin-Position, sie könne sich daran gut erinnern. Bezüglich der Angelegenheit mit dem Geschäftsführer aus England und dessen Beziehung teilte sie auf Anfrage der Verteidigung mit, dass sich Marsalek für eine spätere Versetzung des Herrn nach "Singapur" stark gemacht habe, Funke Funk hatte nicht einmal erfahren, ob eine Job-Position dort überhaupt geschaffen worden war.
Die Verteidigung von Dr. Braun erklärt, dass schließlich nach Compliance Prüfungen der Vorwurf von sexueller Natur im Raum gestanden hätten, auch bezüglich Bankenchef Rainer Wexeler. Ob die Zeugin dazu etwas sagen könne. Funke Funk meint: "Wexeler hatte eine offizielle Missbilligung von uns erhalten". Nach dieser Erklärung teilt sie dann unmittelbar mit, dass sie "nicht wusste, ob sexuelle Handlungen stattfanden". Sie habe "mitbekommen, dass Wexeler seine Position missbraucht habe, um Frauen für sich anziehend zu machen". Wexeler habe Frauen gegenüber sein privates Interesse bekundet, wurde dieses nicht angenommen, habe Wexeler angeblich "die Frauen degradiert". Hinweis: Wexeler hatte erfolgreich gegen Funkes Funks Missbilligung geklagt, diese musste später aus der Akte gestrichen werden, was die Zeugin nicht erwähnt - sie wird damit hier auch nicht konfrontiert.
Von Erffas Verteidigung übernimmt und fragt die Zeugin nach Ihrem Titel Chief Human Resource Officer, den sie verwendet habe. Funke Funk erklärt, sie habe diesen Titel für einige Zeit in den Soziale-Medien-Kanälen genutzt, nachdem sie eine gute englische Übersetzung für Ihren EVP-Posten als Personalleiterin suchte. Sie erklärt, dass sie ein hohes Maß an Eigenmächtigkeit für strategische Entscheidungen im Personalbereich hatte, sie verbrachte viel Zeit damit, Geschäftsprozesse mit ausländischen Tochterunternehmen zu standardisieren. Tochterunternehmen ware innerhalb eines Budgets weitestgehend unabhängig in deren Personalentscheidungen.
Bettina Funke Funk erklärt auf Anfrage durch von Erffas Anwälte, dass sie ca. im Jahr 2015 mit ihrem Büro von der Vorstandsetage eine Etage runter in den dritten Stock umgezogen sei. Sie wird gefragt, ob sie Herrn von Erffas Büro ausfindig machen konnte. Die Zeugin überlegt und sagt, Zitat: "Ich kann mich nicht erinnern". Ob CEO Dr. Braun die Zeugin in ihrem Büro aufsuchte ? Funke Funk erklärt, dass es eine zeitlang ein Projekt gab, in welchem Dr. Braun 1x Mal im Monat jeweils eine andere Wirecard-Abteilung persönlich besuchte. Diesbezüglich interagierte Dr. Braun mit der Zeugin und kam öfter herunter in ihr Büro.
Dr. Braun befragt die Zeugin persönlich, wie sie habe erkennen können, in welches Büro Herr von Erffa oder Jan Marsalek gegangen seien, wenn sie seit 2015 mit ihrem Büro im dritten Stock angesiedelt war. Sie teilt mit, sie habe "Rückschlüsse gezogen, wohin diese gegangen sind".
Oliver Bellenhaus befragt abschliessend persönlich die Zeugin, man habe sich lange gedutzt, er "entschuldigt sich", dass er die Zeugin hier "jetzt sietzen müsse". Er weist darauf hin, dass der Geschäftsführer aus England damals vielleicht eher nicht nach Singapur, sondern in die USA versetzt werden sollte. Funk bestätigt und entschuldigt sich für die Verwirrung, die Sachverhalte seien länger her gewesen.
Bellenhaus fragt, wie ein Expatriate-Relocation-Service im Detail aussah, also ob und wie Kindergärtenplätze, Privatschulen, etc. mit Teil des von Wirecard übernommenen Pakets gewesen sind. Funke Funk erklärt, es habe mehrere verschiedene Pakete gegeben, die von einem externen Dienstleister durchgeführt wurden. Wie hoch ein Geschäftsführergehalt gewesen sei, fragt Bellenhaus an. So um die 3.000 Euro, teilt Funke Funk mit.
Bellenhaus wirft Dokumente auf den Projektor, aus denen hervorgeht, dass es ein sogenanntes "Gehaltsarmband-Projekt" bei Wirecard gab. Über verschiedene Farben auf den Halsbandkarten (Badges) sollte man die Gehaltsklassifizierung eines jeden Mitarbeiters unmittelbar erkennen können. Im Rahmen dieses Projektes war geplant, die Mitarbeitergehälter generell für viele um ca. 20% zu erhöhen. Bellenhaus fragt, warum er nicht mit aufgenommen worden ist in die zugehörige Liste für Gehaltserhöhungen. Zeugin Funke Funk teilt mit, dies sei deshalb, da er im Ausland in Dubai damals tätig gewesen ist. Um ca. 13 Uhr wird die Zeugin unvereidigt. unvereidigt entlassen.