Einige sehenswerte Ausschnitte aus einer interessanten und offenbar verschwundenen Dokumentation über Michelangelo und die Sixtinische Kapelle in Rom:
Die Sixtinische Kapelle, eine der wichtigsten Kapellen des Vatikans. Roy Doliner glaubt, Michelangelo habe hier seine geheimen religiösen Überzeugungen präsentiert.
Doliner: Michelangelo bricht in all seinen Bildern mit allen Regeln, nicht nur durch seine subversiven Botschaften, sondern auch in Bezug auf Malerei selbst.
Beim Entschlüsseln der verborgenen Botschaften in der Sixtinischen Kapelle kann man auch lernen, Michelangelos Pietà zu entschlüsseln. Im Vergleich zur Pietà hatte Michelangelo hier die Kunst der Täuschung in einem seiner größten Kunstwerke noch gesteigert. Im Jahr 1508 betraut Papst Julius II. Michelangelo mit einer gewaltigen Aufgabe. Er soll das Dach der Sixtinischen Kapelle bemalen.
Doliner: Die Kommission beschließt, das damals größte Freskengemälde erstellen zu lassem. Das Dach der Sixtinischen Kapelle umfasst eine Fläche von mehr als 500 m2.
Nie zuvor hatte Michelangelo den Auftrag erhalten, ein Fresko zu malen. Bei einem Fresko wird die Farbe auf den nassen Putz aufgetragen.
Doliner: Der Papst weiß, dass Michelangelo kein Freskenmaler ist und stellt ihm eine relativ leichte Aufgabe. Nach katholischer Überlieferung sollen in den vier Raumecken die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes dargestellt werden, über den Fenstern will der Papst die Apostel sehen, und über der Tür, durch die der Papst in die Kapelle eintritt, wollte er Jesus.
Doliner: Michelangelo stellt sich in der Nähe des Eingangs auf und bedeckt alles mit einem schweren Umhang. Seine Erklärung: Abdeckung für von der Decke tropfende Farbe. Der wahre Grund war, er wollte, dass niemand erfährt, dass er den Vertrag am ersten Tag gebrochen hat.
Nur wenige Jahre zuvor starben seine beiden Lehrer unter mysteriösen Umständen. Roy Doliner glaubt, dass Michelangelo ihre Lehren in seinem neuen Projekt versteckt hat.
Doliner: Malt er Jesus über die Eingangstür? Nein ! Stattdessen platziert er dort den Propheten Zacharias.
Um Papst Julius zu gefallen, gibt Michelangelo Zaccharias das Aussehen des Papstes.
Doliner: Also, Julius kommt herein und als er das sieht, sagt er: "Also, du hast dich entschieden, mich statt Jesus zu malen, damit kann ich gut leben." Aber hinter dem Papst sind zwei Figuren, zwei engelgleiche Cupidos, und die Hand eines der Cupidos tut dies. Das ist im 14. und 15. Jahrhundert dasselbe, was heute mit unserem Mittelfinger beschrieben wird. Um es technischer auszudrücken: Die Engel zeigen Julius den Stinkefinger. Wenn der Papst dies erkannt hätte, wäre Michelangelo verschwunden, bevor er irgend etwas anderes hätte malen können.
Der Papst übersah die provokante Geste und Michelangelo konnte weiterhin versteckte Botschaften im gigantischen Dachfresko malen. Wie in seiner berühmten Pietà ist eines seiner Themen die sinnliche Liebe. Die Mitteltafel der Sixtinischen Decke ist vom Sündenfall geprägt, dem Moment, in dem Eva Adam verführt. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert gab es viele Diskussionen darüber, was der Sündenfall eigentlich genau bedeutet.
Hatten Adam und Eva tatsächlich Sex? Wenn ja, hat es ihnen gefallen? Welche Positionen nahmen sie ein? Wenn man Evas Kopf in der Sixtinischen Kapelle um 180 Grad drehen würde, würde ihr Kopf buchstäblich an Adams Genitalien haften bleiben. Das suggeriert eine Form von Sex, die von Lust geprägt ist, nicht von Reproduktion, was natürlich im Widerspruch zur gesamten kirchlichen Lehre steht.
In Michelangelos Gemälden sind die ersten menschlichen Erfahrungen natürlich und inhärent sexueller Art. Aber diese Ansicht ist nicht die wichtigste. Das erste Puzzleteil, das wichtigste, liegt im Teil der Erschaffung des Menschen.
Doliner: Nun, es gab viele Diskussionen, weil es für viele keinen Sinn ergab. Da ist der rote Schleier hinter Gott, die Leute meinten, es mache keinen Sinn. Warum müssen die Engel Gott in der Luft halten? Und was ist das für ein grüner Schleier, der da herunterhängt? 1975 sieht ein amerikanischer Chirurg das Gemälde und sagt: "Oh mein Gott, das sind Großhirn, Kleinhirn, Kortex, Hinterhauptslappen, Hypophyse und Hirnstamm, der mit dem Rückenmark verbunden ist." Es ist der perfekte Schnitt durch die rechte Seite des menschlichen Gehirns!
Michelangelo zeigt einmal mehr sein profundes Wissen über die menschliche Biologie. Roy Doliner glaubt jedoch, dass er uns ein noch umfassenderes Bild seiner Überzeugungen hinterlassen wollte.
Doliner: Nun, es ist nicht nur die Anatomie, die Michelangelo in seinem Gemälde darstellt, sondern zusätzliches Geheimwissen aus der Kabbala. In jüdischen Gebeten dankt man Gott für all die Weisheit, die in seine Gestaltung des menschlichen Körpers eingeflossen ist. Es wird angenommen, dass Gott den Menschen mit „Hohma“ – mit göttlicher Weisheit – erschaffen hat. Nun wird Weisheit im kabbalistischen Lebensbaum einem menschlichen Körperteil zugeschrieben: der rechten Seite des menschlichen Gehirns! So erschafft Gott in der Sixtinischen Kapelle Adam mit himmlischer Weisheit, mit „Hohma“.
Michelangelo stützt sich, typisch für die Renaissance, auch auf griechische und christlich-mystische Aspekte. Hohma wird in der griechischen Philosophie Sophia, der weiblichen Inkarnation der Weisheit, zugeschrieben. Und in Michelangelos Gemälde hält Gott eine klassische weibliche Figur in der Szene der Erschaffung Adams: Sophia.
Dieser Bozetto könnte die Vorlage für eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt sein: Michelangelos Pietà. Sollte sich die Skulptur als echt erweisen, wäre sie von unschätzbarem Wert. Außerdem könnte es Licht in Michelangelos verborgene Botschaften bringen.
Doliner: Die Entdeckung dieses Amors ist ziemlich spektakulär. Es gibt zwei große Unterschiede, die sofort zwischen der Skulptur und dem Endprodukt auffallen. Die vatikanische Pieta im Petersdom gleich hinter mir zeigt keinen Amor, das ist der erste Unterschied. Es war problematisch, weil es die Kardinalsünde der erotischen Leidenschaft für Amor darstellt. Der zweite Unterschied ist das Gesicht der Jungfrau und ihr Alter. Sie sieht aus wie 20, doch sie sollte auf die 50 zugehen.
Michelangelo war höchstwahrscheinlich gezwungen worden, den Amor zu entfernen. Aber er hätte seine Botschaft in der Maria verschlüsseln können. Ist diese Maria nicht wirklich die Mutter Jesu, sondern seine Frau Maria Magdalena? Roy Doliner würde nicht so weit gehen.
Doliner: Hätten sie geahnt, dass Maria Magdalena in der Statue war, wäre das das Ende des jungen Michelangelo gewesen. Also das Maria Magdalena im Vatikan dort sitzt statt Maria, das kaufe ich nicht ab.
In der Tat müssen wir uns fragen, ob diese Frau tatsächlich seine Mutter ist. Vielleicht nicht. Die Statue zeigt erotische Liebe und diese Botschaft stand in krassem Widerspruch zu den Lehren der Kirche. So versteckte er seine Botschaft.
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