zu können und einen solchen zu kontern. Eine weichere Haut und flexiblere Gelenke ermöglichen es Delfinen, sich im Kampf gegen Feinde schneller zu bewegen. Außerdem schränken die Finnen der Haie deren vertikale Beweglichkeit ein, während die horizontalen Seiten-Finnen der Delfine eine viel größere Beweglichkeit und Richtungsänderungen für schnelle Angriffe ermöglichen. Delfine bewegen sich in Gruppen, den so genannten Pods, und verständigen sich über große Entfernungen hinweg über Echo-Signale, sobald ein Hai irrtümlicher Weise beschlossen hat, einen von ihnen anzugreifen. Mit ihren harten Nasen können Delfine lebensgefährliche Schläge austeilen, vor allem in den Magen- und Organbereich, so dass Haien zumeist nichts sonderliches übrig bleibt, als sich frustriert zu entfernen.
Offenbar hatte Mitte 2020 ein durchaus koordinierter Haiangriff auf das damals gefährdete Wirecard-Unternehmen begonnen. Am 18. Juni 2020 musste Wirecard in einer Videoübertragung bekannt geben, dass etwa 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien unauffindbar waren. CEO Dr. Markus Braun wurde unverzüglich entlassen und durch Interim-CEO James Freis ersetzt. Was vom 18. bis zum 25. Juni 2020 geschah, dem Tag, an dem Interim-CEO James Freis beschloss, beim Amtsgericht München Insolvenz anzumelden, ist eine Geschichte, die es wert ist erzählt zu werden, da sie wegen weit verbreiteter Haifischangst in den meisten Massenmedien fast nie richtig erläutert wurde.
Die Liste der rund
100 institutionellen Wirecard-Großaktionäre für die WDI-Ticker-Emissionen an der Frankfurter Wertpapierbörse war beeindruckend. Sie umfasste buchstäblich jede große Investmentorganisation auf diesem Erdball, einschließlich der beiden Global Player, die praktisch an jedem größeren Unternehmen auf diesem Planeten beteiligt sind: The Vanguard Group, sowie BlackRock, Inc.
1. BlackRock Inc.
2. Norges Bank Investment Management
3. The Vanguard Group, Inc.
4. DWS Investment
5. Capital Research and Management Company
6. Capital Group Companies, Inc.
7. Deutsche Bank
8. Fidelity Investments
9. FMR LLC
10. Union Investment
11. Allianz Global Investors
12. Dimensional Fund Advisors LP
13. JPMorgan Chase & Co.
14. Union Investment (UniGlobal)
15. First Eagle Investment Management, LLC
16. Lord Abbett & Co. LLC
17. Royce & Associates, LLC
18. MFS Investment Management
19. Wellington Management Company LLP
20. Western Asset Management Company
Liste der 20 institutionellen
Wirecard-Großaktionäre (WDI, Frankfurt) Mitte 2020, sortiert nach Aktienanteilsgröße
Am frühen Freitag, den 19. Juni 2020 - dem letzten wirklich offenen Handelstag der Wirecard-Aktie für wirklich alle - positionierte sich offenbar heimlich der eine oder andere große Haifisch. Nach der niederschmetternden Wirecard-Videobotschaft weniger als 24 Stunden zuvor und in Anbetracht der vorangegangenen Monate mit negativen Presseberichten, Polizeirazzien in Singapur, Bafin-Verbot von Leerverkäufen und vielem mehr, erscheint es zunächst verständlich, dass eine größere Anzahl weltbekannter institutioneller Anleger damit begann, Wirecard-Aktien in größerem Umfang zu verkaufen.
Große Investmentfonds können die Aktienmärkte bewegen und den Aktienkurs eines Unternehmens in den Ruin treiben, weil sie in der Regel in großen Mengen handeln. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum für jeden großen Investmentfonds bestimmte Zeitfenster reserviert sind, wenn diese ihre Handelsaktionen an die Börsencomputer übermitteln. Die vielen Handelsaufträge der zehn größten Wirecard-Investoren an der Frankfurter Börse scheinen so in regel- und gleichmäßigen 30-Minuten-Intervallen ausgeführt worden zu sein, wenn die ermittelten Daten korrekt sind. Anders als in den USA, wo große Investmentfonds ihre Investitionen in US-Aktien vierteljährlich über die so genannten
13F-Formulare öffentlich bei der Securities and Exchange Commission zugänglich machen müssen, ist diese Art von Transparenz an den deutschen Finanzmärkten derzeit nicht so implementiert. Datenquellen sind rar, noch schwieriger ist es, sie in verschiedenen Quellen zu verifizieren.
Offenbar begann BlackRock, der größte Aktionär von Wirecard, den Handel am 19. Juni 2020 um 10:00 Uhr mit dem Verkauf von 1 Million Wirecard-Aktien, gefolgt von The Vanguard Group, die 30 Minuten später um 10:30 Uhr 500.000 Aktien verkauften. Danach verkaufte die Capital Research and Management Company um 11:00 Uhr Wirecard-Aktien, Fidelity Investments um 11:30 Uhr, JPMorgan Chase um 12:00 Uhr, Goldman Sachs um 12:30 Uhr, Morgan Stanley um 13:00 Uhr, Bank of America Merrill Lynch um 13:30 Uhr und Citigroup um 14:00 Uhr.
Wirecard Aktienhandel der grössten Investoren vom 19. Juni 2020 mit Zeitpunkt, Preis und Handelsvolumen
Eine Reihe von großen europäischen und US-Klasse-B-Investmentfonds folgten am 19. Juni 2020 einem ähnlichen Muster; Datenquellen deuten jedoch darauf hin, dass einige dieser Unternehmen an diesem Freitag tatsächlich Wirecard WDI-Aktien auf dem Frankfurter Markt im Bereich von 100 bis 97 Euro kauften, und nicht verkauften. Um dies zu verstehen, muss man wissen, dass Aktienhändler neben auf den Aktienpreis noch auf einen weiteren Parameter achten: das gehandelte Aktienvolumen. Je mehr Aktien an sich gehandelt werden und je mehr der Aktienpreis sich bewegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Ticker auf den Radars einer Vielzahl von Händlern erscheint, die wiederum wie bei einem Schneeballeffekt sich in die Käufe oder Verkäufe einklinken. Am Morgen des 18. Juni 2020 stand der Aktienpreis noch bei ca. 100 Euro, am Ende des Freitag, den 19. Juni 2020, schloss der Kurs der Wirecard-Aktie im Bereich von 30 Euro.
Der Aktienhandel wird heute fast gänzlich über Computer und Internetverbindungen abgewickelt, die keine Freizeit oder Wochenenden benötigen. Der Grund, warum fast alle großen Börsen noch immer für die meisten individuellen Trader nur an Wochentagen morgens zu einer bestimmten Zeit öffnen, um etwa 9 Stunden später für diese wieder zu schließen, hat so gut wie nichts mit
"historischen Gründen" von vor 100 Jahren zu tun, als der Aktienhandel noch über Papierzettel erfolgte. Der vor- und nachbörsliche Handel, in der Regel Großanlegern vorbehalten, ermöglicht es einer kleineren Gruppe von Händlern, Aktienpreise nach ihren Ansichten zu korrigieren. Zu solchen Vorstellungen weniger gehört es auch, eine größere Zahl von Einzelpersonen elegant daran zu hindern, in kurzer Zeit massive Gewinne zu erzielen.
In den Tagen nach dem letzten vollständig offenen Handelstag für Wirecard-Aktien am 19. Juni 2020 wird es deshalb also etwas düster. Was am Wochenende des 20. und 21. Juni geschah, ist noch schwieriger zu ermitteln. Weitere Daten deuten darauf hin, dass viele Wirecard-Aktien auf den so genannten
Over-the-Counter-Märkten (OTC) gehandelt wurden, also abseits der sichtbaren Märkte, dies im Bereich von 20 Euro.
Wirecard Aktienhandel der grössten Investoren vom 20./21. Juni 2020 mit Zeitpunkt, Preis und Handelsvolumen
Ab Montag, den 22. Juni 2020, wurde der Handel mit Wirecard-Aktien für individuelle Anleger blockiert, dies bei fast allen Brokern und Banken. Eine offizielle Stellungnahme der Börse gab es noch nicht, mehrere
Kleinanleger beschwerten sich jedoch in Web-Foren darüber, dass deren Aufträge einfach nicht ausgeführt wurden. Hinter den Kulissen sank der Kurs der Wirecard-Aktie weiter, dies durch den wohl exklusiven Handel einiger weniger Investment-Haie und Algorithmen.
Nach mehr oder weniger dreitägiger Inaktivität des Wirecard-Aktienhandels für die meisten Anleger, plus zwei zuvorigen Wochenend-Tagen, eröffnet die Aktie am 25. Juni 2020 bei rund 11 Euro. An diesem Tag hatte Interim-CEO James Freis offiziell den Antrag auf
Eröffnung des Insolvenzverfahren beim Amtsgericht München gestellt. Man würde erwarten, dass der Handel wie in den vergangenen drei Tagen nun endlich ebenso an der Frankfurter Börse blockiert oder ausgesetzt wird, aber stattdessen wurde auch
verschiedenen Berichten zufolge der Kauf und Verkauf von gewöhnlichen Wirecard-Aktien in Frankfurt weiter ermöglicht am Tag des offiziellen Insolvenzantrages in München.
Frankfurter Wertpapierbörse Mitteilung vom 25. Juni 2020 bezüglich Aussetzung des Wirecard-ADR-Handels für 24 Stunden
Bestätigt wird eine gewisse haifischartige Anfgriffsverwirrung durch die Frankfurter Wertpapierbörse selbst, wo man am 25. Juni 2020 eine
erste Mitteilung um 10:22 Uhr herausgibt, also knapp zweieinhalb Stunden nach Öffnung der Märkte. In dieser teilt man mit, dass der Handel mit Wirecard-ADR-Aktien - nur ein sehr kleiner Teil der am offenen Markt gehandelten Aktien - an der Börse ausgesetzt sei. Die Mitteilung gibt aber ebenso an, dass man dies erst einmal für eine einzige Stunde tun werde, bis um 11:20 Uhr desselben 25. Juni 2020. Einen Tag später gibt man angesichts der Insolvenzsachverhalte vom Tag zuvor
eine weitere, etwas irritierende Mitteilung an der Frankfurter Börse heraus, dass man die Preisfeststellung nun mit Wirecard-Anleihen - nicht Aktien -
wieder aufnehmen werde, anstatt diese zu unterbinden. Anleihen befinden sich überwiegend im Besitz von Grossanlegern.
Das Verhalten von BlackRock, dem größten institutionellen Aktionär von Wirecard, muss für die Tage am und nach dem 25. Juni 2020 genauer beleuchtet werden.
Presseberichten zufolge hatte BlackRock seinen Anteil an Wirecard am 25. Juni 2020 auf 2,89% erhöht(!), um diesen nur einen Tag später am 26. Juni 2020 auf 0,95% zu reduzieren. Rational erklärbar wäre ein solches Verhalten durch Absprachen mit Shortsellern, Beweise dafür gibt es bisher keine. Damals wurde BlackRocks deutscher Ableger von Friedrich Merz geleitet, einem hochrangigen Politiker mit nationalem Profil. Er hatte sich mit dem ehemaligen CEO von Wirecard Dr. Markus Braun
zweimal in den Jahren 2018 und 2019 persönlich getroffen, verließ jedoch seinen Posten bei BlackRock und kehrte nicht lange nach dem Wirecard-Skandal in die Politik zurück.
Wirecard Aktienhandel der grössten Investoren vom 25. Juni 2020 mit Zeitpunkt, Preis und Handelsvolumen
Beendet wird der Handel mit Wirecard Aktien auf dem sogenannten regulierten Markt - also einem Börsenmarkt, der anders als in den mehr bekannten freien Märkten gesetzlich geregelt ist -
per offizieller Mitteilung zunächst am 7. Januar 2021. Genau fünf Monate später erfolgt jedoch eine
weitere offizielle Mitteilung der Frankfurter Börse, dass man ab dem 7. Juni 2021 die mit OTC Märkten in Verbindung stehende, sogenannte
Central Counterparty (CCP) Fähigkeit beendet habe. Zentrale Gegen-Hai-Parteien hätten so wohl noch 6 Monate lang irgendwie aktiv sein können auf den OTC-Märkten.
Auf dem freien Markt wird der Handel mit Wirecard-Aktien an der Frankfurter Börse erst per
offizieller Mitteilung vom 16. November 2021 eingestellt, also satte fünf Monate, nachdem der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages seine Arbeit beendet hatte. Seltsamerweise wurde der regulierte Markt aber bereits
einen Monat vorher, am 8. Oktober 2021, von der Frankfurter Börse über die Einstellung des Wirecard-Aktienhandels vorab informiert. Eine etwas merkwürdige
Aussage vom 8. Oktober 2021, wenn man bedenkt, dass bereits neun Monate zuvor der Handel mit Wirecard-Aktien im geregelten Markt ausgesetzt worden war. Leerverkäufer waren wohl irgendwie nicht allzu unglücklich über all diese Sachverhalte.
Die Geschichte ist damit aber noch nicht beendet. Nach dem Insolvenzantrag vom 25. Juni 2020 wartete das örtliche Amtsgericht in München zwei weitere Monate, bevor es das Insolvenzverfahren am 25. August 2020
offiziell für eröffnet erklärte. Der in Deutschland recht bekannte Insolvenzverwalter mit Namen Jaffé wurde so eigentlich erst Ende August 2020 vom Gericht bestellt. Jaffé suchte aber bereits ab dem 19. Juni 2020 Wirecards Interim-CEO mehrfach in der Aschheimer Firmenzentrale auf laut
Aussagen von James Freis im Zeugenstand in München-Stadelheim von April 2023.
Zeitablauf wichtiger Ereignisse bezüglich Wirecard-Aktienhandel in 2020/21
Es scheint, als würden heutzutage Delfine manchmal sogar in Gerichtssälen auftauchen.